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Augrund des ungewöhnlichen Klimas sind schon jetzt mehrere Fälle von Zedernpollenallergie bekanntgeworden. Im nächsten Frühling wird mit dem 2,5 bis 3fachen der üblichen Pollenmenge gerechnet (26. 12.).

Am 31. 12. kam es fast überall in Japan zu starken Schneefällen, die u. a. den Straßen- und Flugverkehr beeinträchtigten. Schnee in Tôkyô am letzten Tag des Jahres gab es zuletzt vor 21 Jahren (1. 1.).

Direkt unter dem Veranstaltungsgelände der Weltausstellung in Aichi, die im nächsten März beginnen soll, ist eine potentiell aktive (und dann zum Erdbebenherd werdende) Erdverwerfung (suitei katsu dansô) entdeckt worden (19. 12.).

Zwei Monate nach dem Niigata-Erdbeben haben die letzten der in Notunterkünfte Evakuierten diese verlassen und sind in Behelfswohnungen umgezogen (21. 12.). Nach 66 Tagen verkehrt der Shinkansen „Toki“ wieder zwischen Tôkyô und Niigata (29. 12.). Das Gesetz über Katastrophenhilfe (Hisaisha seikatsu saiken shien hô) berücksichtigt nach der Ansicht von 44 von 47 Gouverneuren, die von der Asahi Shimbun befragt wurden, nur in unzureichender Weise die Kosten, die für den Wiederaufbau eines Hauses anfallen. In der gegenwärtigen Form sei vielen Betroffenen die Wiedererlangung einer Existenzgrundlage unmöglich (26. 12.).

Vom 27. 12. bis 8. 1. beherrscht das Sumatra-Erdbeben und die anschließende Flutwelle (Sumatura jishinċtsunami) im Indischen Ozean mit täglich stark ansteigenden Schätzungen der Zahl der Opfer die Titelseite (s. S. 13). Nach und nach wird der Tod von 20 vermißten (27. 12.) Personen aus Japan bestätigt.

Die Regierung wird bis zum August einen Katalog von Maßnahmen ausarbeiten, mit dem Unternehmen zur Erstellung eines sogenannten Business Continuation Plan ermuntert werden sollen, der ihnen nach einer Naturkatastrophe die möglichst frühzeitige Wiederaufnahme der Arbeit ermöglicht (10. 1.).

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft veröffentlicht einen Bericht zur Erdbebensicherheit (taishinryaku) staatlich geführter Schulen. Er zeigt u. a., daß knapp die Hälfte der Gebäude nach 1981 errichtet wurden, als die diesbezüglichen baulichen Auflagen drastisch verschärft wurden. Angesichts öffentlicher Sparzwänge wird für einen Ausbau der Sanierung anstelle des Neubaus von Schulen plädiert (14. 1.).

Am 17. 1. jährt sich das Großbeben im Raum Kôbe-Ôsaka (Hanshin daijinsai), das weit über 6.000 Menschenleben forderte, zum zehnten Mal (16./17./18. 1.).

Unesco-Generalsekretär Matsuura Kôichirô kündigt in einem Interview mit der Asahi Shimbun zum Start der UN-Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge in Kôbe den Aufbau eines Tsunami-Frühwarnsystems bis Mitte 2006 an (18. 1.).

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Mahmud Abbas wird zum Nachfolger Arafats als Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde gewählt (11. 1.).

Der Vorsitzende der IAEA, ElBaradei, spricht in einem Asahi-Shimbun-Exklusivinterview von seiner Absicht, auf der dem Nichtverbreitungsabkommen (NPT) gewidmeten Sitzung im Mai ein fünfjähriges Moratorium für alle Reaktoranlagen vorzuschlagen, die der Urananreicherung und der Herstellung von Plutonium dienen. Ferner sollen alle bestehenden Anlagen einer strikteren internationalen Kontrolle unterworfen werden (7. 1.).

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Nordkorea hat das japanische Gutachten der angeblichen sterblichen Überreste von Yokota Megumi zurückgewiesen und eine „wahrhafte Untersuchung“ gefordert (17. 12.). Dazu wird die Rücksendung des Materials verlangt. Das Außenministerium denkt zunächst an die offizielle Zustellung einer Kopie des Gutachtens (20. 12.). Die Regierung kündigt an, am 24. 12. die Gutachten zu allen von Nordkorea für die Aufklärung des Schicksals der zehn Verschleppten zur Verfügung gestellten Präparaten zu veröffentlichen und bei anschließenden Verhandlungen in Beijing oder Pjöngjang auf letzte Klärung zu dringen. Von deren Verknüpfung mit einem Ultimatum wolle man vorerst noch Abstand nehmen (21. 12.). Kabinettssekretär Hosoda stellt bei einer Pressekonferenz am 24. 12. zusammenfassend fest, die nordkoreanischen Angaben zum Schicksal der Verschleppten entbehrten jeder Grundlage. Trotzdem zögert die Regierung weiter mit der Verhängung von Wirtschaftssanktionen (25. 12.). Die japanische Botschaft in Peking übermittelt wie angekündigt die Ergebnisse der Prüfungen an Nordkorea; gleichtzeitig werden die gemachten Angaben als „inakzeptabel“ zurückgewiesen (26. 12.).

Das südkoreanische Außenministerium hat die Klassifizierung als „geheim“ für eine Reihe von Akten aufgehoben, die die Verhandlungen im Vorfeld der Normalisierung der japanisch-südkoreanischen Beziehungen 1965 dokumentieren. Sie zeigen die unterschiedlichen Auffassungen in der Frage, ob die damals von Japan gewährten Kredite als Wirtschafthilfe oder als Abgeltung berechtigter Entschädigungsforderungen für durch Kolonialregime und Krieg erlittenes Unrecht zu interpretieren seien (18. 1.).

„Spüren Sie China gegenüber Vertrautheit (shitashimi)?“ Auf diese vom Kabinett in Auftrag gegebene Umfrage antworteten nur noch 37,6 % mit „Ja“, 10,3 % weniger als im Vorjahr und ein historischer Tiefststand seit 1978 (19. 12.).

Amerikanische und japanische Regierung stimmen darin ein, daß die chinesische Aufrüstung der letzten Jahre eine Neuausrichtung der gemeinsamen Sicherheitsstrategie erforderlich macht. In der Konsequenz könnte einer möglichen Bedrohung durch China eine gleichgroße Bedeutung zukommen wie der Bedrohung durch den internationalen Terrorismus. Eskalationsszenarien gehen meist von einem „Vorfall in Taiwan“ (Taiwan yûji) aus (14. 1.).

Am 17. 1. stirbt Zhao Ziyang, der als chinesischer Regierungschef 1989 erfolglos das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens zu verhindern versuchte (18. 1.).

Delegationen der Volksrepublik China und Taiwans haben sich am 15. 1. in Makao geeinigt, zum traditionellen Neujahr am 9. 2. erstmals seit 49 Jahren wieder Direktflüge zuzulassen. In der Zeit vom 29. 1. bis zum 20. 2. werden in insgesamt 96 Flügen v. a. Geschäftsleute aus Taiwan über die Feiertage ihre Familienangehörigen auf dem Festland besuchen können (16. 1.).

Die japanischen Fluggesellschaften werden die persönlichen Daten der Passagiere von internationalen Flügen schon vor der Einreise der obersten Polizeibehörde (Keisatsuchô) übermitteln. Dieses sogenannte Advance Passenger Information System (APIS) wird am 4. 1. eingeführt (23. 12.).

Die Reorganisation (saihen) der amerikanischen Truppen auf japanischem Territorium wird allmählich konkret. Beide Regierungen setzen gemeinsame Kommissionen ein, die sich mit der Militärbasis Yokota und der künftigen Nutzung auch durch Luftwaffeneinheiten der SVS und mit der Verlagerung und Reduzierung militärischer Einrichtungen auf Okinawa wie des Flughafens Futenma befassen sollen (13. 1.).

Amerikanische Militärstellen haben auf japanisches Befragen hin Mängel bei der Luftfahrtkontrolle eingeräumt. Am 5. 11. hatten sich zwei Jets bis auf 100 Meter einem JAL-Jumbo mit 509 Passieren an Bord genähert, ohne daß es aber, so die amerikanische Darstellung, zu einem sogenannten near miss gekommen wäre (11. 1.).

Auf das Gelände der SVS-Kaserne in Samawa im Irak ist eine Rakete abgeschossen worden, die, im Unterschied zum ersten Angriff dieser Art im letzten Oktober (s. ASD Nr. 4, S. 6), mit einem Zünder (shinkan) versehen war, der allerdings nicht explodierte (13. 1.).

Drei politische Aktivisten, die am 17. 1. 2004 im Zeitungsbriefkasten des Verteidigungsamts Flugblätter deponiert hatten, in denen dem Verteidigungsamtsleiter und seiner Familie die Entsendung von SVS-Truppen in den Irak vorgeworfen wird, werden durch das Landgericht Tôkyô vom Vorwurf des Hausfriedensbruchs freigesprochen (17. 12.).

Hinsichtlich der Verlängerung des SVS-Einsatzes im Irak ist Ministerpräsident Koizumi nach Ansicht von 76 % der von der Asahi Shimbun befragten Personen seiner „Erklärungspflicht“ (setsumei sekinin) nicht nachgekommen. Gegen die Verlängerung selbst sind 58 %, 31 % dafür. Die zugleich gestellte Frage nach der „Unterstützung“ (shiji) des amtierenden Kabinetts beantworteten 37 % positiv, 2 % weniger als im Vormonat (21. 12.).

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Am 18. 12. verstirbt im Alter von 92 Jahren Prinzessin Kikuko, eine Tante des jetzigen Kaisers. Zugleich gibt das Hofamt (Kûnaichô) aus diesem Grund die erneute Verschiebung der schon einmal inoffiziell angekündigten und dann des Niigata-Erdbebens wegen verschobenen Heirat von Prinzessin Sayako mit Kuroda Yoshiki bekannt (19. 12.). Der Ministerpräsident wird eine Kommission einsetzen, die die Möglichkeit einer weiblichen Thronfolge durch eine entsprechende Abänderung der Gesetze innerhalb der kaiserlichen Familie (kôshitsu tenpan) prüfen soll. Ein akuter Mangel an männlichen Erben besteht allerdings noch nicht. Augenblicklich sind Thronanwärter (in dieser Reihenfolge): die beiden Söhne des Kaisers (Kronprinz Naruhito und sein Bruder, Prinz Fumihito), sein jüngerer Bruder (Prinz Hitachi), sein Onkel (Prinz Mikasa) sowie dessen Söhne (28. 12.).

Der LDP-Büroleiter Moto Juku hat in Verhören der Staatsanwaltschaft Tôkyô Kooperationsbereitschaft signalisiert und die Existenz von Umweg-Spenden (ukai kenkin) des Zahnarztverbands an einzelne LDP-Abgeordnete eingeräumt (17. 12.).

Das Oberste Gericht hat die Schuldsprüche früherer Instanzen zu Manipulationen in den Wahlbezirken Miyagi I und II bei der Unterhauswahl im vergangenen Herbst, in die u. a. Gewerkschaftsfunktionäre verwickelt waren, bestätigt. Unmittelbar darauf gibt die Abgeordnete Kamata (Demokratische Partei) ihr Mandat zurück. Der Abgeordnete Imano (ebenfalls DP) wartet das Ergebnis der Revision ab (24. 12.).

Finanzminister Tanigaki gibt am 19. 12. die Eckdaten der staatlichen Bilanz 2005 bekannt. Wegen einer positiven Entwicklung der Steuereinnahmen (44,007 Bio. ¥) könne erstmals seit vier Jahren die Neuverschuldung (34,39 Bio. ¥) gesenkt werden. Der Minister hebt besonders die Senkung der Ausgaben (47,28 Bio. ¥; -0,7 %) hervor (20./21. 12.). Am 24. 12. beschließt das Kabinett den Entwurf. Die staatlichen Subventionen an Präfekturen und Kommunen werden um 1,425 Bio. ¥ zurückgefahren, dafür erhalten sie Steuerquellen in Höhe von 1,116 Bio. ¥ zugesprochen (25. 12.).

Untersuchungen des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales aus dem letzen Jahr, die illegale Honorarzahlungen für angebliche redaktionelle Arbeiten (kanshûryô) an Mitarbeiter des Sozialversicherungsamts (Shakai hoken chô) als individuelle Verfehlungen heruntergespielt hatten, sind nach einer jetzt veröffentlichten „Nachuntersuchung“ (zuika chôsa) desselben Ministeriums unzutreffend. Der verantworwortliche Beamte erhält eine scharfe Rüge (genjû chûi). Es habe sich vielmehr um ein organisiertes Vorgehen gehandelt, in das bis zu hundert Personen aus dem Amt verwickelt seien (14. 1.). Ein am folgenden Tag von Ministerium und Amt gemeinsam veröffentlichter interner Bericht nennt Einzelheiten der „organisierten Kollusion“ (sôshikigurumi yuchaku). Insbesondere die EDV-Firma Kawaguchi (vgl. ASD Nr. 283, S. 5) habe in den letzten fünf Jahren an etwa hundert Mitarbeiter sowie 26 OB (old boys) des Amtes verschiedene Geld- und andere Geschenke (darunter die Erlassung von Golfplatzgebühren) verteilt (15. 1.).

Die Kandidaten für die Gouverneurswahlen in Yamagata und Gifu am 23. 1. werden bekanntgegeben. In beiden Präfekturen kandidieren die bisherigen Amtsinhaber Takahashi Kazuo und Kajiwara Taku nicht mehr (7. 1.).

Ministerpräsident Koizumi wirbt in den Reihen der LDP intensiv um Zustimmung für den in Kürze vorzulegenden Gesetzentwurf zur Privatisierung der Post (17. 1.).

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Die Beiträge zur KFZ-Haftpflichtversicherung (Jidôsha songai baishô sekinin hoken, kurz: Jibaiseki hoken) werden sich infolge sinkender staatlicher Zuschüsse im nächsten Jahr erhöhen. Der übliche Zwei-Jahres-Vertrag für einen PKW z. B. wird voraussichtlich von jetzt 27.630 ¥ um 4.000 steigen (22. 12.).

Nachdem das Fußball-Toto (sakkâ kuji) in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, hat dessen Veranstalter, das Japanische Sportförderungs-Zentrum (Nihon supôtsu shinkô sentâ), beschlossen, nach dem Auslaufen des Vertrags mit der Risona-Bank im März 2006 den Verkauf der Toto-Scheine selbst zu organisieren (22. 12.).

Das Oberste Gericht hat ein vorangehendes Urteil des Landgerichts Tôkyô aufgehoben und entschieden, daß die Industrial Bank of Japan (Nihon kôgyô ginkô), die 2000 in der Mizuo Financial Group aufging, 1996 in der Bilanz nicht mehr eintreibbare Darlehen an die Bausparkasse Japan Housing Loan zu Recht als steuermindernde Verluste ausgewiesen hatte. Das Finanzamt wird angewiesen, die eingetriebene Körperschaftsteuer inklusive Säumnisaufschlägen (tsuichô kazei) in Höhe von 150 Mrd. ¥ zurückzuzahlen (25. 12.).

Daiei und Misawa Homes Holdings werden im Gegenzug für bestimmte Restrukturierungsmaßnahmen finanzielle Hilfen von der Organisation für industrielle Wiedergeburt (Sangyô saisan kikô) erhalten (29. 12.).

Das Polizeipräsidium (Keishichô) führt in der Zentrale von Mitsui Hausdurchsuchungen durch. Die Firma steht im Verdacht, falsche Angaben über die Wirksamkeit ihrer Diesel Particulate Filter (DPF) gemacht zu haben, die in Tôkyô und einigen umliegenden Präfekturen mit dem Erlaß strenger Abgasverordnungen obligatorisch geworden sind (27./28. 12.).

Seibu wird sich eine neue, von Kokudo unabhängigere Holdungstruktur geben, um dadurch die Aussichten für eine erhoffte Notierung an der Jasdaq-Börse vorzubereiten (11. 1.). Tsutsumi Yoshiaki, im Oktober zurückgetretener Firmenchef von Kokudo, wußte schon im Mai letzten Jahres von Plänen in der Firma Seibu, die Anteilsverhältnisse zu verschleiern, um die Notierung an der Tokyoter Börse nicht zu gefährden. Dies wird jetzt durch Befragungen von Kokudo-Mitarbeitern bekannt (1. 1.).

In Ôte-machi mitten in Tôkyô werden im Februar in den unterirdischen ehemaligen Tresorräumen der Großbank Risona mit modernster Technik bestückte Treibhäuser für eine „Reis- und Salatfabrik“ entstehen. Das Personal rekrutiert eine von 30 verschiedenen Firmen, darunter Sony und Canon, finanzierte Umschulungsgesellschaft und die Zeitarbeitsfirma Persona. Im Fall einer guten „Ernte“ und einer ausreichenden Zahl von Bewerbern wird an eine Ausweitung derartiger Projekte gedacht (9. 1.).

Matsushita wird bis 2010 alle ca. 14.000 konzerneigenen Firmenwagen zu umweltfreundlichen (teikôgai), wenig verbrauchenden „Öko-Autos“ (eko kâ) umrüsten. Die Investitionen, die sich in wenigen Jahren durch geringere Treibstoffkosten und Steuerersparnisse amortisiert haben werden, sollen auch das in letzter Zeit angekratzte Firmenimage aufpolieren (9. 1.).

Nakamura Shûji akzeptiert das Schlichtungsurteil des Oberlandesgericht Tôkyô und erhält von seinem früheren Arbeitgeber Nichia 840 Mio. ¥ für seine Erfindung der blaues Licht abstrahlenden Diode – deutlich weniger, als die 20 Mrd. ¥, die das Landgericht Tôkyô im Januar 2004 angeordnet hatte, aber deutlich mehr als die 20.000 ¥, die Nichia ihm dafür als „Belohnung“ gezahlt hatte. Nakamura verließ die Firma 1999 und lehrt heute in Santa Barbara (12. 1.).

An der New Yorker Devisenbörse kostet ein Dollar 101 ¥ , so wenig wie zuletzt vor fünf Jahren (16. 1.).

Zum Auftakt einer neuen Rubrik, die der Energievergeudungs-Gesellschaft (rôhi shakai) gewidmet ist, wird die Entwicklung des Ölmarktes während der letzten zwanzig Jahre analysiert (16. 1.).

Am 21. 12. wurde in der Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho-mura (Präf. Aomori) der Probebetrieb aufgenommen. Falls diese und die in etwa einem Jahr beginnende zweite Probestufe erfolgreich verlaufen, ist für 2006 das Anlaufen des Normalbetriebs geplant (22. 12.).

Immer mehr städtische Kommunen planen laut einer Umfrage der Asahi Shimbun die Erhebung von bzw. die Erhöhung der Gebühren für die Entsorgung von Hausmüll, die bislang in knapp 30 % der Bezirke noch kostenlos erfolgt (8. 1.).

Das Landgericht Saga hat gegenüber dem Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Wasserwirtschaft seine einstweilige Verfügung eines Stopps der Drainagearbeiten in der Isahaya-Bucht (Präf. Nagasaki) (s. ASD Nr. 285, S. 7) aufrechterhalten. Das Ministerium wird Widerspruch beim Oberlandesgericht Fukuoka einlegen (13. 1.).

In einer langen Sondersendung (NHK ni iitai, „Was ich NHK sagen möchte“) wird über die in letzter Zeit bekannt gewordenen Fälle von Korruption innerhalb des Senders und die Reaktionen des Publikums darauf diskutiert. NHK-Präsident Ebisawa Katsuji, der ebenfalls teilnimmt, entschuldigt sich erneut, zeigt sich in der Frage des eigenen Rücktritts aber noch unschlüssig (20. 12.). Am 6. 1. verdichten sich die Anzeichen für einen Rücktritt zum Ende des Geschäftsjahres Ende März (7. 1.).

Nakagawa Shôichi und Abe Shinkô, heute Wirtschaftsminister bzw. LDP-Generalsekretär, haben im Januar 2001 unmittelbar vor der Ausstrahlung eines Programms über die sogenannten Trostfrauen (ianfu, chinesische und v. a. koreanische Zwangsprostituierte der japanischen Armee) durch den Bildungskanal von NHK beim Sender interveniert und eine Kürzung um zwei Passagen durchgesetzt, die zum einen eine von der Vereinigung Women’s International War Crime Tribunal fingierte Gerichtsverhandlung über die Verantwortung des Shôwa-Tennô für die damalige Praxis, zum anderen die Aussage einer damals verschleppten Frau enthielten (12. 1.).

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Obwohl an staatlichen Schulen 2002 offiziell die Fünf-Tage-Woche eingeführt wurde, wird inzwischen, so das Ergebnis einer Telefonumfrage der Asahi Shimbun, in 20 Präfekturen am Sonnabend trotzdem unterrichtet. Als Motiv wird u. a. auf die Konkurrenz zu den privaten Schulen hingewiesen. Die Schulen lassen sich verschiedene Methoden zur Umgehung der Vorschrift einfallen; u. a. erhalten die am Sonnabend unterrichtenden Lehrer und Lehrerinnen Ersatzurlaub und die Erlaubnis, von den Eltern gezahlte Honorare (shareikin) anzunehmen (12. 1.).

Für Oberschüler und Oberschülerinnen bessern sich die Aussichten, eine Anstellung zu finden. Das Verhältnis offener Stellen zu Stellensuchenden (kyûjin bairitsu) liegt mit 1,15 erstmals seit vier Jahren wieder über 1, und 67,7 % haben für die Zeit nach dem Abschluß im Frühling schon eine interne Anstellungszusage (naitei). Auch der entsprechende Anteil der Studenten und Studentinnen hat sich mit 74,3 % leicht verbessert (13. 1.).

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft hat eine Untersuchung zur Sicherheit an japanischen Schulen durchgeführt. Während fast alle Pläne für das Verhalten bei kriminellen Anschlägen (bôhan manyuaru) ausgearbeitet haben, sind u. a. aus Kostengründen erst in 45 % der Gebäude Videokameras und Sensoren installiert worden (15. 1.).

Am 15. und 16. werden die Klausuren für die Universitätsaufnahmeprüfungen geschrieben. Die Asahi Shimbun druckt im Blattinneren auf 8 bzw. 5 Seiten die Fragen mitsamt den Lösungen ab. Es kommt zu kleineren Unregelmäßigkeiten; so fand sich eine Frage zum Fach Japanisch (kokugo) schon vorher in einem Lehrbuch, und in Sendai wurde durch ein Versehen der Aufsichtsperson die für die Beantwortung zur Verfügung stehende Zeit verkürzt (16./17. 1.).

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Eine Serie berichtet über Fortschritte der letzten Zeit in der Medizin (22.-30. 12.).

Ab April wird die Vereinigung japanischer Krankenhäuser (Nihon byôin kai) eine Erfassung und Evaluierung aller bestehenden, ambulanten wie stationären Einrichtungen zur Präventivmedizin (ningen dokku) vornehmen (5. 1.).

Trotz einer Prüfung durch das Ministerium für Gesundheit, Soziales und Arbeit im Februar 2000 hat das Urikosurikum Benzbromaron u. a. durch die Verursachung von fulminanter Hepatitis (gekishô kan’en) zum Tod von sechs Patienten geführt. Das Ministerium bittet alle Personen, die dieses Medikament nehmen oder genommen haben, sich einer Leberuntersuchung zu unterziehen (8. 1.).

In einem Altenpflegeheim in Fukuyama (Präf. Hiroshima) zeigen zwischen dem 30. 12. und dem 6. 1. 42 Personen Durchfall-, Brechreiz- und Fiebersymptome. Sechs von ihnen (später: sieben) starben, die übrigen sind inzwischen auf dem Wege der Besserung. Das städtische Hygieneamt schließt eine Nahrungsmittelvergiftung nicht aus und hat das Heim aufgefordert, „aus eigenem Antrieb vom Gebrauch der Einrichtungen zur Essensausgabe abzusehen“ (kyûshoku shisetsu no shiyô jishuku) (8. 1.). In 58 medizinischen und sozialen Einrichtungen in 17 Präfekturen wurde das massenhafte Auftreten von ansteckenden Magendarmentzündungen (ichôtan, Gastroenteritis) festgestellt. Bei 1.625 der 2.214 Patienten wurde der sogenannte Norovirus nachgewiesen. Die Anzahl der vom Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales zusammengetragenen Fälle könnte noch steigen. Ein Zusammenhang mit dem Vorfall in Fukuyama wird vermutet (11./12. 1.).

Etwa ein Viertel der 361 bei der Akupunktur und dem Moxa-Heilverfahren berücksichtigten „Energie-Punkte“ (tsubo) liegen in den drei Mutterländern dieser medizinischen Praxis China, Korea und Japan an verschiedenen Stellen. Dies hat bei deren zunehmender Verbreitung im Westen Verwirrung gestiftet, weshalb immer mehr Experten eine Vereinheitlichung fordern. Kritiker dieses Projekts weisen aber darauf hin, daß sich in der Vergangenheit behandelte Patienten beschweren könnten, die bei ihnen angesetzten tsubo seien dann also gar keine gewesen (10. 1.).

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Das Landgericht Kôbe spricht der Mutter von Uranaka Kuniaki, der im März 2002 als damals 27-jähriger Student einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war, Schadenersatzzahlungen seitens der Präfektur Hyôgo zu, da Polizeibeamten des Reviers Kôbe-West erhebliche Ermittlungsfehler unterlaufen seien, die für den Tod des jungen Mannes mitursächlich gewesen seien (23. 12.).

In einem Interview berichten die Eltern eines jugendlichen Serienmörders – die Morde in Kôbe erregten 1997 großes Aufsehen – der, inzwischen 22 Jahre alt, mit Beginn des neuen Jahres vollständig resozialisiert in die Gesellschaft zurückkehren wird, über dessen seitherige geistige Entwicklung (24. 12.).

In Mobara (Präf. Chiba) fällt eine Oberschülerin einem Raubmord zum Opfer. Die vier mutmaßlichen Täter wurden wenig später festgenommen (24. 12.).

In der Filiale der Discount-Kette Don Quijote im Tokyoter Bezirk Setagaya bricht am frühen Morgen des 26. 12. ein Feuer aus. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung. Die Firma war in den letzten Wochen wiederholt zum Ziel von Brandanschlägen geworden (26. 12.).

Der Mord an einem siebenjährigen Mädchen in Nara im November (vgl. ASD Nr. 288, S. 11) kann als aufgeklärt gelten. Verhaftet wurde am 23. 12. Kobayashi Kaoru (36), ein Zeitungsausträger der Mainichi Shinbun, der schon 1989 und 1991 polizeilich verdächtigt worden war, sich an Kindern zu vergehen. Jetzt konnte ihm u. a. nachgewiesen werden, mit dem Handy des Mädchens Photomails an deren Eltern und an sein eigenes Handy geschickt zu haben (1. 1.). U.a. aufgrund dieses Verbrechens schlägt das Justizministerium eine Gesetzesänderung vor, derzufolge überführten Sexualstraftätern nach der Verbüßung einer Haftstrafe die Mitteilung ihres Aufenthaltsortes an die Polizei auf deren Verlangen hin zur Pflicht gemacht wird (14. 1.).

Nachdem nach der Einführung neuer Geldscheine zum Jahreswechsel u. a. in Schreinen eine große Anzahl gefälschter 10.000-Yen-Scheine aufgetaucht war, sieht sich die Bank von Japan angesichts einer „Krisensituation“ (kikiteki jôkyô) genötigt, die bislang auf zwei Jahre befristete Dauer der Umstellung auf ein halbes Jahr zu verkürzen und alle alten Banknoten früher als geplant aus dem Verkehr zu ziehen (15. 1.).

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Die Bank von Japan gibt bekannt, interne Ermittlungen hätten einige ihrer Beamten in der Filiale Kôbe des Versuchs überführt, sich unrechtmäßig in den Besitz von Banknoten mit ungewöhnlichen Seriennummern zu bringen (17. 12.).

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Ein Forschungsteam unter der Leitung von Kudô Akira (Honorarprofessor an der Universität Kyôtô) hat in der Agassiz-Eiskappe der zu Kanada gehörenden, Grönland gegenüber liegenden Insel Ellesmere die Rückstände der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki sowie der zahlreichen während des Kalten Kriegs durchgeführten oberirdischen Nukleartests analysiert (20. 12.).

Die Asahi Shimbun führt eine Umfrage zum Thema Lachen in Japan durch. Sie ergibt u. a., daß Menschen desto seltener lachen, je älter sie werden und daß 70 % der Befragten das eigene Volk im internationalen Vergleich für humorlos halten (s. S. 41) (3. 1.).

Erstmals seit Beginn einer entsprechenden Umfrage 1999 gaben mehr als die Hälfte der befragten Angestellten an, sollte ihnen von ihrem Vorgesetzen eine Anweisung erteilt werden, die sie in einen Gewissenskonflikt stürze (ryôshin ni han suru shigoto), deren Ausführung „zu meiden, sofern die Möglichkeit dazu besteht“ (dekiru kagiri sakeru) (9. 1.).

Die europäische Raumsonde Huygens landet auf dem Saturnmond Titan (15. 1.).

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Matsushita Electric wird nach einem Sieg über Asahi Beer Meister in der X-Liga des American Football (19. 12.).

Nach einem Eigentümerwechsel heißen die Daiei Hawks jetzt SoftBank Hawks (25. 12.).

Durch einen Sieg über den Weißrussen Juri Ruibak erringt Inoue Kôsei bei den Offenen Judô-Meisterschaften den Kanô-Pokal (10. 1.).

(Frank Böhling)