Leute. Matsuda Kôta, Direktor von Tully‘s Coffee Japan

Matsuda Kôta ist 1968 geboren. Nach einigen Jahren bei der Bank gründete er 1998 „Tully’s Coffee Japan“. Sein Buch „Alles begann mit einer Tasse Kaffee“ (Subete wa ippai no kôhî kara) erschien im Shinchô-Taschenbuchverlag.

[Illustration, nicht aufgenommen] „Das erste Tully’s Coffee-Geschäft Japans eröffnete ich im Sommer 1997 auf der Ginza in Tôkyô. Bis zum Jahr davor war ich ein ganz gewöhnlicher Geschäftsmann, wie es sie überall gibt. Ich hatte weder Kapital noch Beziehungen und startete mit 70 Mio. ¥ Schulden.

Vier Jahre später ging ich an die Börse, heute habe ich bereits 250 Geschäfte. Meine treibenden Kräfte waren der Wunsch und das Sendungsbewußtsein, echten Kaffee in Japan zu verbreiten. Als Jugendlicher war ich im Senegal und in Amerika. Dort habe ich erlebt, dass der japanischen Esskultur kein Verständnis entgegengebracht wurde. Um zu beweisen, dass es auch anders geht, habe ich mein Unternehmen gegründet.

Tully’s ist ein Spezialitätengeschäft für Kaffee in Seattle. Dort begegnete ich 1995 meinem Schicksal in Gestalt einer Tasse Kaffee. Der Geschmack war einfach überwältigend.

Auf der Stelle rief ich bei der Zentrale an, um ein Gespräch mit dem Präsidenten zu vereinbaren, doch mit einem kurzen ‚er ist außer Haus‘ wurde ich abgewiesen. Als der Firmenchef später nach Japan kam, suchte ich ihn unangemeldet auf, unterbreitete ihm meine Vorstellungen und erhielt schließlich nach mehrmaligen Verhandlungen die japanischen Alleinrechte.

Zwar habe ich bereits an vielen verschiedenen Orten Filialen eröffnet, aber mir schwebte immer wieder ein ‚Laden im Krankenhaus‘ vor. Letztes Jahr erfüllte ich mir diesen Herzenswunsch und eröffnete den ersten im Tôdai-Krankenhaus. Für mich ist das Krankenhaus der Ort, an dem ich meinen inzwischen verstorbenen Bruder und meine Mutter oft besucht habe. Deswegen wollte ich für Patienten, die wie mein Bruder nicht rausgehen können, einen Ort schaffen, wo sie Ruhe und Abwechslung bekommen können.

Solange der Mensch lebt, dürfte er wohl immer wieder Freude und Trauer erleben. Und so dürfte auch jeder Mensch die Arbeit finden, zu der er berufen ist, wenn er dies nur im Auge behält und intensiv sucht.“

6. 4. 2005, S. 18 (Laura Kaltwaßer, Freie Universität Berlin)

Das Interview führte Kiyokawa Takashi.