Beliebter südkoreanischer Sänger von KBS wegen projapanischer Äußerungen zum Rücktritt gedrängt

Von ICHIKAWA HAYAMI, Seoul

Der südkoreanische Sänger Cho Young-Nam (60), der sich bezüglich des Besitzrechtes von Takeshima (kor. Dokdo) [1] und der Schulbuchaffäre [2] wohlwollend gegenüber Japan (Nihon ni kôiteki na hatsugen) äußerte, steigt, nachdem er von der öffentlichen Meinung heftig angegriffen wurde, nach mehr als 10 Jahren in der Leitung einer beliebten TV-Sendung aus.

[Illustration, nicht aufgenommen] Cho veröffentlichte im Januar diesen Jahres ein Buch mit dem Titel Nagurikorosareru kakugo de kaita shinnichi sengen („Eine pro-japanische Erklärung, geschrieben mit der Bereitschaft, totgeschlagen zu werden“). Die japanische Übersetztung wurde mit einem Interviewbeitrag in der Ausgabe der Sankei Shinbun vom 24. 4. vorgestellt. Cho schreibt u. a.: „Der Yasukuni-Schrein [3] unterscheidet sich nicht von gewöhnlichen Schreinen“ und zu den japanisch-koreanischen Reibereien: „Wenn man vernünftig übereinkommt, ist die japanische Seite, glaube ich, einen Schritt weiter“.

Als die südkoreanischen Medien diesen Inhalt kritisch senden, erhob sich überall in den Hauptzeitungen und im Internet Widerstand: „Landesverräter“ und „Was soll das Besuchen des Yasukuni-Schreins?“, hieß es u. a..

Besonders im Internet-Forum „Persönliche Erfahrungen, Schauplatz Leben“ von KBS, der staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalt, wo Cho seit 1993 als Showmaster arbeitet, gingen mehr als 3.000 Proteste und Rücktrittsforderungen (kôhan, wrtl. „den Wurfhügel verlassen“) ein. Manche gingen sogar soweit, KBS aufzufordern, ihn herauszuwerfen.

Cho richtete KBS aus, daß er die Absicht habe, zur Sendung am 1. Mai seinen Hut zu nehmen: „Ich empfinde die öffentliche Meinung als eine Last. Ich will eine Weile Pause machen“. KBS redete ihm den Rücktritt auch nicht aus: „So, wie es scheint, ist ein reibungsloser Fortgang des Programms schwierig“.

28. 04. 2005, S. 7 (Raffael Raddatz)


Anmerkungen

1
Takeshima (kor. Dokdo): Inselgruppe im japanischen Meer, die sowohl von Japan und Südkorea beansprucht wird und über deren Besitzrecht zwischen beiden Staaten erst kürzlich wieder ein heftiger Streit entbrannt ist.
2
Schulbuchaffäre: Kürzlich entbrannter Streit um neu vom japanischen Kultusministerium zugelassene Schulbücher für den Geschichtsunterricht, in denen die Kriegsverbrechen Japans im Zweiten Weltkrieg falsch bzw. ungenau dargestellt werden. Insbesondere in China und Südkorea kam es deswegen zu heftigen Protesten.
3
Yasukuni-Schrein: Shintô-Schrein, in dem neben Kriegstoten auch ausgewiesener Kriegsverbrecher gedacht wird.